Eine Busreise wird zum Abenteuer!

 

Mit quietschenden Bremsen kommt der Bus bei Stetten Vorderdorf an. Voller Vorfreude auf die Stadt Schaffhausen springen wir in den Bus. Wir hören noch die Bustüren hinter uns pfeifend schliessen, als wir uns setzen und gespannt aus dem Fenster starren. Der Bus will bei der Herblinger Post seine Fahrt gerade fortsetzen, als plötzlich violetter Rauch aus dem Nichts auftaucht. Wir sehen gerade noch wie unsere Uhren verrücktspielen als es schwarz vor unseren Augen wurde.

 

Ein schrecklicher, stinkender Gestank weckt uns aus unserer Ohnmacht. Wir sind die letzten Passagiere im Bus. Das Gefährt, in dem wir uns befinden, hat auch schon bessere Zeiten gesehen, denn als wir aussteigen, befindet sich nirgends ein Bahnhof und unser geliebter Bus zerfällt hinter uns in seine Einzelteile. Unsicher schleichen wir zum Fronwagplatz. In der schmalen Gasse Richtung Fronwagplatz kommen uns staksend Kühe, Schweine und Hühner mit zufriedenen Gesichtern entgegen. Plötzlich springen wir quiekend zur Seite, denn eine grimmig aussehende Dame hat den Inhalt des Nachtopfes einfach auf die Strasse gekippt. Nach diesem Schockerlebnis bemerken wir, dass überall Müll auf den Strassen verteilt ist. Stinkender Tierkot, Matsch und Essensreste tragen zu diesem unappetitlichen Geruch bei. Kurze Zeit später stehen wir auf dem Fronwagplatz. Dort herrscht ein riesiges Gewimmel. Rufe schallen über den Platz. «Kommen Sie hier her, hier gibt es frische Fische» oder «Ein Brot für eine Gulde, kaufen Sie es hier und jetzt.» Wir drängeln uns durch die Menge und gelangen so zu der grossen Waage, die dem Marktplatz zum Namen «Fronwagplatz» verholfen hat. Kaufen können wir uns nichts, denn wir sind in der Vergangenheit gelandet und haben nur Franken dabei. Mit Franken kann man im Mittelalter nämlich nichts anfangen. Weiter geht es zum Herrenacker. 

 

Dort taucht plötzlich vor uns ein buntgekleideter Mann auf. Wir fragen ihn nach Geld. Der Gaukler rät uns, bei den Ritterspielen zu Wetten. Gesagt, getan. Wir wetten auf Ritter Arthur. Wir nehmen auf harten Sitzen der Haupttribüne Platz. Auf der gegenüberliegenden Tribüne haben edle Damen ihre Sitze belegt. Wir vermuten, dass das die Schiedsrichter des Lanzenkampfes sind. Die Aufgabe der beiden Ritter Arthur und Ottokar ist, sich gegenseitig vom Pferd zu stossen. Ritter Arthur hat in den ersten 15 Minuten Ritter Ottokar vom Pferd gestossen. Mit einem Sack voller Gulden spazieren wir zum Gaukler zurück, denn er aht uns den Tipp gegeben, dass wir auf Ritter Arthur setzen sollen. Dort steht er und bringt die Menge zum Lachen. Wir geben ihm drei Gulden und bedanken uns. Im Gegenzug erhalten wir von ihm einen Tipp, nämlich in der Schmiedezunft essen zu gehen. Noch einmal bedanken wir uns bei ihm und machen uns auf den Weg.

 

Als wir bei der Schmiedezunft angekommen sind, betreten wir einen düsteren Raum. Viele kräftige Männer sitzen im Raum. Die Luft ist stickig und schlecht. Wir bestellen ein Menu und setzen uns zu einem alten Mann. Ein kleiner Junge sitzt auch noch dort. Die beiden unterhalten sich ausführlich über die Ritterausbildung. «Hör mal, mein Junge, die direkte Ausbildung geht 14 Jahre lang. Mit sieben Jahren fängst du an und mit 21 Jahren bist du fertig», erklärte der alte Mann. «Die ersten paar Jahre musst du den Stall ausmisten, dann musst du alles üben und nochmals üben. Und so ein Pferd kostet mehr als ein Haus. Das sag ich dir, von mir bekommst du nichts!» Mehr hören wir von dem Gespräch nicht, da wir fertig gegessen haben und wieder an die frische Luft treten. Also lassen wir die Schmiedezunft hinter uns und sehen gerade noch, wie eine Karawane um die Ecke biegt. Die Karawane ist mit schwerem, aber wertvollen Salz beladen. Wie wir schon wissen, transportieren die Schiffe Salz bis kurz vor den Rheinfall. Dort wird das wertvolle Salz auf die Arbeiter aufgeladen und die müssen dann das Salz unter den Rheinfall tragen. Wenn die Karawane durch die Stadttore tritt, werden die Salzsäcke verzollt. So verdient die Stadt Schaffhausen viel Geld. Unten am Rheinfall wird das Salz wieder auf die Schiffe verladen und weitertransportiert. Wir schauen der Karawane noch nach, bis sie nicht mehr zu sehen ist. Plötzlich bemerken wir, dass die Tore links und rechts von uns verziert sind. Wie wir wissen, sind das Zünfte. Es gibt die Fischer, Gerber, Reber, Bäcker, Kaufleute, Schmiede, Schneider, Weber, Schuhmacher und Metzger. Eine Zunft ist wie eine grosse Handwerkerfamilie. Wenn jemand stirbt, schauen die anderen in der Zunft, dass die Familie mit Essen versorgt ist. Eine Zunft gibt es auch, damit Regeln festgelegt werden. Nun sehen wir das Kloster und viele Mönche. Im Zentrum vom Kloster ist ein Kreuzgang. Plötzlich stehen wir vor einer Tafel, auf der steht, dass Eberhart von Nellenburg das Kloster gebaut hat. Zusammen mit seiner Frau und seinem Sohn liegt er im Grab.

 

Eine Stimme ruft plötzlich: «Laurin, Laurin!» Die Stimme kommt aus dem Sarg. Ich erschrecke so von der Stimme, dass ich aufwache. Eine ernst dreinblickende Frau Friedli hat sich vor mir aufgebaut: «Was fällt dir ein, einfach einzuschlafen? Hast du auch nur irgendein Wort mitgekriegt, von dem, was ich gesagt habe?» Innerlich sage ich nein, aber jetzt weiss ich, was ich in NMG schreibe. In der Pause erzähle ich Leandro und Anuschka, was ich geträumt habe und sie hören gespannt zu. Als ich meinen Bericht beendet habe, fangen wir mit Feuereifer an zu schreiben.

 

Von Anuschka, Laurin und Leandro